St. Martin 2020

Der Mann im Schnee, er hat nur Lumpen an. Er friert, ihm ist kalt, er ist arm. Seltsam, warum es mich auch friert und es mir zuweilen eiskalt den Buckel hinunter läuft, obwohl ich in einer Überflussgesellschaft lebe. Mir ist kalt, obwohl ich zwei dicke Jacken übereinander trage. Und es sehnt mich in dieser Zeit nach einem Martin oder einer Martina, die ihren Mantel mit mir teilen, und ein Licht im Dunkeln zum Leuchten bringen.

Es ist kalt geworden in Deutschland und dunkel. Es mangelt uns nicht an Essen und Kleidung und anderen Dingen. Alles ist da, im Überfluss und verliert zuweilen an Bedeutung. Viel wichtiger wird die Sehnsucht nach Liebe und Nähe, nach dem Miteinander und der Gemeinschaft. Alles Dinge, die rar geworden sind, durch die Verordnungen der Politik und Medizin. Und das ist doch gut so.

Ja, es ist gut, dass wir leiden an diesem kostbaren Gut der Liebe und Nächstenliebe und der Gemeinschaft, dem Miteinander. Wir leiden an diesem Verlust, diesem Mangel. Viel gibt es nicht mehr davon und das wenige, das uns in den kleinen Kreisen, in denen wir uns bewegen dürfen bleibt, wird umso kostbarer.

Und mehr noch, nicht dass wir vernünftig abstinent bleiben und auf soziale Distanz gehen, nein, es spaltet sich auch die Gesellschaft, es spaltet sich der Freundeskreis und die Familie. Jeder denkt anders. Manche sind für, manche gegen, manche im Vertrauen, andere in der Angst, andere aggressiv und kämpferisch, wieder andere sind passiv und beobachten oder gar depressiv und gelähmt.

Und das alles darf sein. Wir leiden alle, jeder auf seine Art und Weise und das ist auch gut so, so wie es ist. Machen wir uns bewusst, warum wir leiden, was uns fehlt, lernen wir viel über uns selbst und bringen es in die Heilung. Wir wertschätzen das, was uns da fehlt, das was wir einmal hatten mehr und wir dürfen uns vertrauensvoll an das Universum wenden und darum bitten, wieder in die Fülle zu gelangen. Denn in Wahrheit sind wir in der Einheit, sind wir in der Fülle. Wir dürfen uns daran erinnern, wie es sich anfühlt, geliebte Freunde und Familienangehörige zu treffen, zu spüren, zu fühlen und wahrzunehmen, das unser Körper davon abgespeichert hat. Wir dürfen uns an diese Zeiten erinnern und wissen, dass sie in uns leben.

Spüren wir also diese warmen Gefühle in uns auf, lassen wir uns einen Mantelteil geben und umlegen und uns gewärmt fühlen. Nehmen wir dieses Licht in der Dunkelheit wahr. Es ist da. Und umgekehrt lasst ein Licht in der Dunkelheit leuchten und weiter schenken. Schenken wir diese Wärme weiter und teilen unser Licht, unser Leuchten mit anderen. Legen wir einen wärmenden Mantel um jemand anderen, dass er oder sie aufhört zu frieren. Werden wir erfinderisch und fragen uns wie können wir das tun und umsetzen, heute in der Nacht an St. Martin. Amen

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